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Gertrud Berger (1870–1949)

Leben

Die Malerin Gertrud Maria Berger wurde am 15. Dezember 1870 als zweites Kind des Rügener Rechtsanwalts Carl Wilhelm Ferdinand Berger und dessen Ehefrau Marie Wilhelmine Friederike Tiburtius in Bergen auf Rügen geboren. Sie wurde am 1. Februar 1871 in einer Haustaufe durch den Diakonus Bublitz in der St.-Marien-Kirche (Bergen) getauft.
Ihr künstlerisches Talent fiel dem Zeichenlehrer bereits in der Schule auf. Später studierte sie an der Berliner Kunstakademie. Dort war sie Schülerin von Max Uth (1863-1914), L. Meyer und Ernst Kolbe (1876-1945). Sie unternahm zahlreiche Studienreisen, u. a. nach Paris, blieb jedoch zeitlebens der pommerschen Heimat verpflichtet.
Gertrud Berger lebte zusammen mit ihrer Schwester Elisabeth in Greifswald, An den Wurthen 4. Sie starb am 26.12.1949 als eine von der Greifswalder Künstlerschaft geachtete Malerin. Ihr Grabstein steht heute versteckt auf dem Neuen Friedhof Greifswald.
Gertrud Berger war eine der prägenden Künstlerinnen in Greifswald in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.

Stil

In ihren frühen Arbeiten war die Künstlerin sowohl von der Worpsweder Schule als auch durch zeitgenössische Arbeiten des Malers Walther Leistikow (1865-1908) beeinflusst. In ihrem Werk befinden sich Federzeichnungen und Aquarelle, vereinzelt auch textile Arbeiten. Schwerpunkt der malerischen Tätigkeit waren jedoch Ölbilder.
Ihr Sujet waren vor allem städtische Interieurbilder, Darstellungen der umgebenden pommerschen Landschaft und Stillleben. „Bestimmt und geschult ist das Schaffen der Künstlerin an Motiven der Heimat. Offene Waldtäler, Dünen, der vorpommersche Ostseestrand, weite Kornfelder, Türme und Häuser der Heimatstadt, Ecken und Winkel aus den Dörfern rings umher sind es, die sie erlebt und in ihren Bildern gestaltet.“ (Greifswalder Zeitung, 22.03.1930)
In den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts waren in Greifswald eine sehr intensive Plein-Air-Malerei (Freilichtmalerei) und ein farbig zurückhaltender Impressionismus dominierend. Dies spiegelt sich insbesondere im Werk Gertrud Bergers wider und kennzeichnete ihre selbstständige künstlerische Ausdrucksweise im Urteil der damaligen Kunstkritik. Bis in die Zeit nach 1945 war die Plein-Air-Malerei für die in ihrer Gesamtheit traditionsgebundene Kunst Pommerns charakteristisch.

Ausstellungen

Gertrud Bergers Bilder wurden auf Ausstellungen in Weimar, Stuttgart, Berlin, Hamburg und Hannover gezeigt und fanden überall Käufer. Im Wesentlichen ist die Ausstellung ihrer Bilder jedoch mit ihrem Lebensmittelpunkt, der Stadt Greifswald, verbunden.
Anfang 1906 wurde der Greifswalder Kunstverein gegründet, dessen Mitglied Gertrud Berger wurde. Für 1911 und 1912 ist belegbar, dass in den Ausstellungen des Kunstvereins auch Bilder von Gertrud Berger gezeigt wurden. Die Kunstausstellungen fanden seinerzeit – solange noch kein Museum in Greifswald eingerichtet war – im Rathaus, in der Aula, im Gymnasium oder an anderen geeigneten Orten statt.
Ende 1921 wurde erneut eine Kunstausstellung vorpommerscher Künstler in Greifswald organisiert. „Mit Elisabeth Büchsel (1867-1957) aus Stralsund, Gertrud Berger (1876-1949) aus Greifswald, Elsa von Corswandt (geb. 1867) aus Usedom und Ilse von Heyden-Linden (1883-1949), Demmin, waren die seinerzeit profiliertesten Künstlerinnen Vorpommerns vertreten.“ (Lewandowski, S. 369)
Nachdem der Kunstverein im Jahr 1921 aufgelöst und am 25.03.1922 eine Gesellschaft für Kunst und Literatur gegründet wurde, war die Künstlerin wohl weiterhin auf allen Kunstausstellungen vertreten.
Ab 1929 standen im zweiten Stock des als Museum eingerichteten Guardianshauses drei kleine Räume für Einzelausstellungen zur Verfügung. Ein besonderer Höhepunkt war hier die Sonderausstellung mit Werken Gertrud Bergers im Jahr 1930. Auch in den Folgejahren war sie in Greifswalder Ausstellungen vertreten (u. a. 1941 und 1943). „Zwar hatte die Gesellschaft für Kunst und Literatur seit 1936 ihre Arbeit mehr oder weniger eingestellt, doch der Museumsverein, dem auch ein großer Teil der Mitglieder der Gesellschaft angehörte, setzte seine Veranstaltungen fort. Man fand sich zu Ausstellungseröffnungen und zu Exkursionen zu kulturgeschichtlich interessanten Orten der Umgebung zusammen.“ (Lichtblau, S. 373)
Bis in die Nachkriegszeit blieb Gertrud Berger eine der markanten Künstlerpersönlichkeiten in Greifswald. In ihrem letzten Lebensjahr fand vom 31.07.-11.09.1949 eine große Personalausstellung im Greifswalder Museum statt. (Vollmer)

Gedächtnis

Das „Café Gertrud“ ist ein Ort der Würdigung und Erinnerung an die Künstlerin Gertrud Berger im Herzen der Hansestadt Greifswald. Weitere Informationen finden Sie bei "Über uns"
Über uns
- Greifswalder Volkszeitung, Jahrgang 9, Nr. 58, vom 10. März 1930
- Greifswalder Zeitung, Jahrgang 68, Nr. 69, vom 22. März 1930
- Greifswalder Zeitung vom 7. Dezember 1946
- https://insularugia.de/kuenstler-der-ddr-b/, aufgerufen am 22.03.2025
- Lewandowski, Fritz, Bildende und angewandte Kunst in Greifswald 1920 bis 1945, in: Wernicke, Horst, Greifswald. Geschichte der Stadt (2000), S. 369-374
- Lichtblau, Bernfried, Bildende Kunst zwischen 1860 und 1918, in: Wernicke, Horst, Greifswald. Ge-schichte der Stadt (2000), S. 357-367
- Lichtblau, Bernfried, Bildende Kunst in Greifswald – ein Exkurs der Entwicklung ab 1945 bis in die Gegenwart, in: Wernicke, Horst, Greifswald. Geschichte der Stadt (2000), S. 375-378
- Scarabis, Mario, Gutachten zu dem Gemälde „Düne in Lubmin bei Greifswald“, Manuskript (1998)
- Vollmer, Allgemeines Lexikon der bildenden Künstler des 20. Jahrhunderts, Bd. 1, S. 179
- https://de.wikipedia.org/wiki/Gertrud_Berger, aufgerufen am 22.03.2025
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